Winterblues oder Frühjahrsmüdigkeit?

Ist das noch Winterblues oder schon Frühjahrsmüdigkeit?

Titelfoto: © artiemedvedev/AdobeStock

Der Frühling rückt näher, doch noch ist es häufig dunkel, kalt und grau – und wir sind so müüüüde! Und das ist meist gar kein großes Wunder: Nach den dunklen Wintermonaten fehlt uns Tageslicht, Bewegung und möglicherweise auch Vitamin D. Erklärungen und Tipps, wie wir mit Freude und Genuss auf den Frühling zusteuern.

Eigentlich ist es fast geschafft, das neue Jahr hat begonnen, die Tage werden schon ein bisschen länger, heller und wärmer – und doch fühlen sich viele gerade in dieser Phase von Januar bis Mai häufig erschöpft, müde, antriebslos. Was steckt dahinter?

Winterblues oder Frühjahrsmüdigkeit?

Tatsächlich fallen 36 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer in Deutschland im Winter in ein Stimmungstief, ergab eine repräsentative Umfrage des Statista Research Department. Forschende erklären diese saisonal bedingten Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und Antriebsschwäche mit einem Mangel an Tageslicht und fehlender Bewegung. Ist es draußen trüb, nass und kalt, zieht es uns alle eher auf das kuschelige Sofa. Aufgrund des fehlenden Lichts wird mehr von dem Schlafhormon Melatonin produziert, auch tagsüber: wir sind müde und schlapp, und bleiben noch lieber auf dem Sofa liegen. Gut zu wissen: Dagegen lässt sich mit Licht und Bewegung etwas tun – und es geht vielen anderen genauso. Eine echte, saisonal bedingte Depression (SAD), auch Winterdepression genannt, ist hingegen eher selten, erklären Experten von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Doch sind Müdigkeit und Antriebsschwäche ausgeprägt und bleiben mehr als zwei bis drei Wochen am Stück bestehen, wäre ein Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt darüber ratsam.

Die Frühjahrsmüdigkeit dagegen ist ein kleines Paradoxon: Während der Winterblues weltweit in Regionen mit wenig Tageslicht im Winter zu beobachten ist, scheint die Frühjahrsmüdigkeit vor allem in Deutschland ein Thema zu sein. Studien existieren kaum – die Beschwerden sind selten so ausgeprägt, dass sich daraus eine echte Erkrankung ableiten lässt. Experten vermuten, dass neben der Gewöhnung an den früheren Sonnenaufgang auch die Zeitumstellung dafür sorgen könnte, dass der Schlafrhythmus etwas durcheinanderkommt – und wir dann tagsüber müder sind. Die Anpassung an wärmeres Wetter könnte ebenfalls eine Rolle spielen.

Licht und Bewegung

Auch wenn die Müdigkeit uns eigentlich zum Sofa lockt: Es lohnt sich ungemein, dieser Verlockung zunächst zu widerstehen und erst einmal rauszugehen, möglichst bei Tageslicht. Auch wenn es draußen bedeckt ist, bewirkt schon rund eine Stunde Tageslicht, dass unser Körper weniger des Schlafhormons Melatonin und mehr Serotonin produziert. Folglich steigen Energielevel und Stimmung. Mehr zum Thema Licht und Stimmung erfahrt ihr in unserem Artikel „Warum uns Licht Wohlbefinden und Genuss bereitet“.
Bewegung an der frischen Luft hat ganz ähnliche Effekte: Unser ganzer Körper wird besser durchblutet, die Atmung vertieft sich. Glückshormone wie Endorphine oder Serotonin werden ausgeschüttet, Stresshormone abgebaut. Regelmäßige körperliche Aktivität hat messbaren Einfluss auf Energie und Wohlbefinden, und kann helfen, Stimmungsschwankungen zu regulieren, zeigte etwa eine Studie nordamerikanischer Wissenschaftler. Wunderbar – so können wir uns nach der Bewegung an der frischen Luft ganz entspannt und zufrieden gemütlich auf dem Sofa einkuscheln und die Zeit dort bewusst genießen.

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Foto: © S. Tischer, Pfungstadt/Frankfurt

Fehlt vielleicht Vitamin D?

Das Vitamin, auch Calciferol genannt, sorgt dafür, dass unsere Knochen stabil bleiben, unser Immunsystem gut funktioniert – und es hat wahrscheinlich auch Auswirkungen auf unsere Stimmung. Studien zeigen, dass ein Vitamin D-Defizit häufig auch mit einer gedrückten Stimmung einhergeht.
Und tatsächlich ist bei vielen Menschen besonders in den ersten Monaten des Jahres ein Defizit feststellbar. Der Grund: Den Großteil des benötigten Vitamin D bildet unser Körper mit Hilfe von Sonneneinstrahlung in der Haut selbst. Allerdings reicht in unseren Breiten ab Oktober die Strahlungsintensität der Sonne dafür nicht aus. In den ersten Wintermonaten können wir von unseren Vitamin-D-Vorräten zehren – unser Körper speichert in den Sommermonaten das fettlösliche Vitamin in im Muskel- und Fettgewebe. Doch irgendwann ist der Vorrat aufgebraucht, ein Defizit entsteht. Erst ab etwa April reicht die Sonneneinstrahlung wieder aus, um die körpereigene Vitamin D-Produktion hochzufahren.

Und natürlich: Bewusst genießen und schöne Momente planen

Der gemütliche Spieleabend mit Freundinnen und Freunden, das neue Restaurant austesten, die Chorprobe oder der Yogaabend. All das lässt sich auch bei trübem, nassen Wetter verwirklichen, selbst wenn die Wege dorthin ungemütlich erscheinen. Denn soziale Kontakte und Aktivitäten, die uns Spaß machen, sind immens wichtig für eine gute Stimmung, füttern unsere Seele und bringen neue Energie. Es lohnt sich also, die Hürde aus „ich bin so müde und es ist grau und kalt draußen“ immer wieder zu überwinden, schöne Vorhaben zu planen und umzusetzen.

Auch bewusster Genuss ist Balsam für die Seele: Ob es nun das 3-Gänge Menü am Wochenende, der Riegel Lieblingsschokolade auf dem Sofa oder leckeres Gebäck zum Nachmittagskaffee ist – nehmt euch die Zeit dafür, und zelebriert den schönen Moment! Gönnt euch Genussmomente.

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